Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Bearbeitet von Peter Mortzfeld

A 14973

Vorschau des Porträts
Inventar-Nr. II 3790.1
Dargestellte Person Neubronner, Marx Tobias
Künstler Heiss, Elias Christoph (Stecher)
Beschreibung

Im Alter. – Brustb. leicht nach l. mit Allongeperücke u. Gnadenpfennig Kaiser Leopolds I., vor schlichtem Hintergrund in mit gekreuzten Palmwedeln eingefaßtem profiliertem ov. Schriftrahmen auf großem Volutensockel innerhalb schlichtem Hintergrund-Rechteck. Lat. Ovalumschrift „MARCUS TOBIAS Neubronner, PRAETOR ET PATRICI[us] ULMENSIS &c.“ Unten vor dem Oval Wappenkartusche. – Im Sockel umfangreiche lat. Legende:

Perquam generosus et consultiss[imus] M. T.Neubronnerus, Ulmensis, vir natalium munerumq[ue] | splendore, meritis item et conjugiis oppido conspicuus, vitam non unam, uno tamen omnium ore celebrandam vixit. Naturalem, quam cepit A[nno] 1631. d[ie] 4. Ian. st[ili] v[eteris] parentibus Tobia | Neubronnero, nobili cive, et Anna Regina Ehingeria de Balzheim, quae conjuge defuncto nupsit | viro consulari post Duumviro Io. Jac. Schad de Mittelbibrac, vitrico in Marcum Tobiam pro= | pensissimo. Academicam, ex quo A[nno] 1649. Argentoratum profectus tantos in Scientiis, linguis, | exercitiis, et studio praesertim Juris profectus fecit, ut jure suo Doctor U[triusque] I[uris] ibidem crearetur, utilissimeq[ue] postea per terras peregrinaret. Civilem, qua Visitatoris et Scholarchae in Gymnasio; Consiliarii | in Curia; Legati Patriae, et variorum Imper[ii] statuum ad comitia partim Ratisponensia, partim circularia | Sueviae; Deputati ad Augustiss[imi] olim Leopoldi, Principumq[ue] plurimorum aulas, atq[ue] exercituum Duces; tandem | Praetoria Patriciaq[ue] dignitate in illustri Ulm[ensi] Republica eminuit, et tot inter censores sine censura vixit, ut homini politico nihil | discendum ignorasse, nihil dicendum siluisse sit vis[us]. Conjugalem, quam iniit primum cum Benigna, Marci Christoph[ori] Velseri, | Duumviri, et Benignae Krafftiae filia. Dein cum Anna Felicitate, Bernhardo Schad de Pöfingen, ex Barbara Kraffteria nata. | Porro cum Helena, filia Philippi Eckebrechtii, nobilis in ampliori Senatu Noriberg[ensi] civis etc. et Margarethae Menzenbachiae, vidua Speckne= | ria. Ultimo cum Maria Salome, Sattleria vidua, genita patre Io[hanne] Franc[isco] Königio, Dynastiae Wasselheimensis etc. in Alsatia Praefecto, | et Maria Rosina Grabinstadia, Argentorat[ensi]. quo factum, ut alteri[us] uxoris amores altera exceperit, et thalamos tumulis | commutante Parca, tres defleverit, a quarta defletus, Pater olim 7. liber[orum,] Avus 50. nep[otum]. Christianam, qua in Deum | pietate, in se ipsum temperantia, justitia in proximum, constantia in adversis, aliisq[ue] virtutibus, tantum cla= | ruit, quantum eapropter laudari modeste renuit, extolli animo prorsus noluit. AEternam denique qua | fruitur a 13. April[i] Anni clamit[atum] publicarum fertiliss[imi] 1703. AEtat[is] 73. quo viribus non animo | fractus triumphalis senex fato ad coelestem patriam vocatus abiit, obiit.

(Der sehr edle und wohlerfahrene Marx Tobias Neubronner, ein durch den Glanz seiner Herkunft und seiner Ämter ebenso wie durch seine Verdienste und Eheschließungen überaus angesehener Mann, lebte nicht nur e i n , jedoch mit e i n e m Munde von allen zu preisendes Leben: [1] ein k r e a t ü r l i c h e s , das er am 4. Januar 1631 alten Stils empfing von seinen Eltern Tobias Neubronner, einem vornehmen Bürger, und Anna Regina Ehinger von Balzheim, die nach dem Tode ihres Gatten den Ratsherrn und nachmaligen Bürgermeister Johann Jacob Schad von Mittelbibrach heiratete, der gegen Marx Tobias der liebevollste Stiefvater war; [2] ein a k a d e m i s c h e s , seit er, im Jahre 1649 nach Straßburg aufgebrochen, so große Fortschritte in den Wissenschaften, den Sprachen, den praktischen Übungen und insbesondere im Rechtsstudium machte, daß er dort aus eigenem Rechte zum Doktor beider Rechte gemacht wurde und danach höchst nützliche Reisen durch verschiedene Länder unternahm; [3] ein b ü r g e r l i c h e s als Visitator und Scholarch im Gymnasium, als Ratskonsulent, als Gesandter seiner Vaterstadt und verschiedener Reichsstände teils zum Regensburger Reichstag, teils zu den schwäbischen Kreistagen sowie als Abgesandter an die Höfe des erhabensten weiland Kaisers Leopold wie vieler anderer Fürsten und zu Heerführern; schließlich tat er sich als Bürgermeister und Patrizier in der vornehmen Stadt Ulm hervor und lebte unter sovielen Kritikern ohne den geringsten Tadel, so daß er alles, was ein Mann des öffentlichen Lebens lernen oder reden muß, gewußt bzw. ausgesprochen zu haben schien; [4] ein e h e l i c h e s , dass er zuerst begann mit Benigna, Tochter des Bürgermeisters Marx Christoph Welser und der Benigna Krafft, danach mit Anna Felicitas, Tochter des Bernhard Schad von Pöfingen von Barbara Krafft, drittens mit Helena – Tochter des nürnbergischen Genannten des größern Rats Philipp Eckebrecht und der Margaretha Menzenbach -, einer verwitweten Speckner, schließlich mit Maria Salome, verwitweter Sattler, Tochter von Johann Franz König, Amtmann der Herrschaft Wasselheim im Elsaß usw., und der Maria Rosina Grabinstad aus Straßburg. So kam es, daß er seine Liebe von einer Ehefrau auf die andere übertrug und – da die Parze immer wieder das Schlafzimmer mit dem Grab vertauschte – drei Gattinnen beweinte und von der vierten beweint wurde als Vater von sieben Kindern und Großvater von fünfzig Enkeln; [5] ein c h r i s t l i c h e s , in welchem er sich durch seine Frömmigkeit gegenüber Gott, seine Bescheidenheit in Bezug auf sich selbst, seine Gerechtigkeit gegen seinen Nächsten, seine Festigkeit im Unglück und seine anderen Tugenden ebensosehr auszeichnete, wie er sich bescheiden verbat, deswegen gelobt zu werden, und Ruhmeserhebungen erst recht nicht wollte; schließlich [6] ein e w i g e s , dessen er sich seit dem 13. April dieses an öffentlichen Unglücksfällen so reichen Jahres 1703 erfreut, an welchem Tage der Jubelgreis im Alter von 73 Jahren – an Kräften, aber nicht im Geiste gebrochen – durch den Tod in das himmlische Vaterland abgerufen starb).

Technik Schabkunst: <in der Sockelbasis l.> Elias Christ[oph] Heiss sculps. Aug[ustae] Vind[elicorum]
Maße Blattmaße: 340 x 252 (= Bild) mm
Kataloge Diepenbroick 18115.
Hollstein G.13,128 (Nr. 83).
Zustand beschn.
Ikonographie und Realien Gnadenpfennig
Palmzweig
Wappen – Neubronner, Marx Tobias
Status Angelegt am 09.12.1999
Letzte Änderung am 11.04.2006