Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Bearbeitet von Peter Mortzfeld

A 27226a

Vorschau des Porträts
Inventar-Nr. III 1050.1
Dargestellte Person Müller (lat. Mylius), Georg
Beschreibung

Brustb. nach hr. auf der Kanzel unter Schalldeckel stehend, r. Hand an aufgeschlagenem Buch. An der mit einem Teppich behängten Kanzelvorderseite oben Schriftband „VERBVM DOMINI MANET | IN [a]ETERNVM“ [Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit], auf dem Kanzelaufgang l. ein weiterer Geistlicher mit Blättern in der r. Hand, die Linke auf einem Stundenglas, dahinter Butzenscheiben-Kirchenfenster, r. ein ähnliches halbes Fenster, bei beiden eine untere Scheibe geöffnet mit Blick auf Wendeltreppen(?). O. M. „.1. 5. / 8. 4.“ – Unter dem eingefaßten Bildrechteck 1zeil. lat. Legende „D[octor] GEORGIVS MYLIVS A[nno] S. AET[atis] SVAE 36“ sowie 6 dt. Verse:

Der Grosse Müller den die Tugend so erhoben/
Daß keine Feder ihn nach Würden kan beloben/
Deß Muth und Eiffer stritt vor Gottes Lehr und Ehr/
Den der Verfolgung Sturm erschreckte nimmermehr/
Ist hier dir vorgestellt. Was mehr sein Ruhm gewesen/
Kan/ wer die Tugend ehrt/ auf seinem Grabmahl lesen.

- Darunter lat. „Epitaphium“: „HIc situs est GEORGIUS MYLIUS S[anctae] Theol[ogiae] Doctor[,] Ecclesiarum Elector[alis] Sax[oniae] Superintendens Generalis, et | Academiae Witteb[ergensis] Professor (Quondam etiam Jenensis) Primarius, Autoritate, Constantia, Zelo Pietatis, | Eloquentia admirabilis, hostium Christianae Religionis terror, Magni Lutheri Spiritu et Veritate Magnus Discipu- | lus, cum luctu et desiderio bonorum omnium mortalitati ereptus. AEtatis suae Anno LIX. Christiano M. DC. VII. | Cui haeredes hoc, quidquid est, e Saxo Monumentum P[osuerunt].“

[Angeklebt ein Blatt mit hschr. Text: „D. Georg Müller oder Mylius | sonst auch Gering genannt. | Gebohren 1548 zu Augspurg. Er studirte von 1566 an auf den | Universitaeten Tübingen, Marpurg und Straßburg. Auf der | letztern erhielt er die Magisterwürde. | Im Jahre 1672 kam er in seine Vaterstadt zurück | und wurde Diaconus beym H. Kreuz, nach 7 Jahren aber, | nämlich 1579 Prediger zu St. Anna. In eben diesem Tage wurde | er in Tübingen zum Doct. Theologiae creirt, und erhielt dan[n] | in seiner Vaterstadt das Amt eines Generalsuperintendenten | und Rectoris Collegii evangelici. | Im Jahr 1582 hielt Kaiser Rudolph II. einen Reichs- | tag zu Augspurg[,] auf welchem er den Evangelischen den neuen | Kalender vom Pabst Gregorius XIII aufdrang. Müller war unter | denen, welche diesen Kalender schlechterdings nicht annehmen | wollten. Um öffentlich darzuthun, daß sich die Evangelischen um diesen | Kalender nichts beküm[m]erten, so verkündete er 1584 den 25 May | auf der Kanzel, daß die Evangelischen erst am 28sten dieses Mo- | nats das Fest der Him[m]elfart Christi feyern würden. Die Ka- | tholiken hatten dieses Fest schon einen Monat früher gehalten. | Wegen dieses Verkündens war der Magistrat, der | größtentheils aus Katholiken bestand, auf den Mylius sehr böse | und ließ ihm gleich am folgenden Tage durch den Reichstadtvogt | seine Dimission geben. Auch schickte man ihm einen Wagen vor das | Haus – auf welchem er zur Stadt hinausgeführt werden sollte. Als | sich der Wagen dem Stadtthor genähert hatte und Mylius mit sei- | nen Schwägern die neben ihm sassen, in das Lied: In dich hab ich gehoffet | Herr mit heller Stim[m]e sangen, so hielt das Volk, das schon vorher | durch das Jam[m]ergeschrey der Frau und Kinder des Mylius gerührt | worden war, den Wagen an, und riß den Fuhrmann vom Pferd | herunter. Im Gedränge des Volks entwischte Mylius. Er soll her- | nach in weiblicher Kleidung von seinen Freunden zur Stadt hin- | aus und in Sicherheit gebracht worden seyn. Er begab sich nach Ulm, | wo er sich ein ganzes Jahr aufgehalten hat. | Nachher reißte er nach Wittemberg in Kursachsen und | wurde daselbst Professor der Theologie. 1589 ging er nach Jena, 1600 aber wieder nach Wittemberg, wo er Superintendent wur- | de und 1607 starb. | In WITTE’s Diar[io] biographico A. 1607 | 1. P. p. 40 findet man ein Verzeichniß | seiner Schiften.“]

Technik Holzschnitt: ohne Adresse [1584]
Maße Blattmaße: 416 x 278 mm
Bildmaße: 313 x 275 mm
Kataloge Singer 66586.
Ikonographie und Realien Blätter
Buch
Butzenscheiben
Fenster
Kanzel
Kirchenraum
Stundenglas% Vdt.: Der Grosse Müller den die Tugend so erhoben
Anmerkungen N: Selten.
Status Angelegt am 10.03.2005
Letzte Änderung am 08.01.2007